In unserer Pfarrei gibt es seit vielen Jahrhunderten eine Kapelle mitten im Wohngebiet „In der Miere“, und zwar im Birkhahnweg, einer Seitenstraße der Straße „An der Seikenkapelle“.
Die kleine Kapelle ist ein Neubau aus dem Jahr 1961. Nachdem 1945 die alte Kapelle, ein spätgotischer Bau, mit der Stadt in Trümmern versank, hatten Dorstener Bürger, die hier wohnten und sich der Kapelle verbunden fühlten, den Wiederaufbau mit eigenen Kräften und Mitteln möglich gemacht. Auf den Bildern vom Wiederaufbau steht sie noch ganz allein auf weiter Flur und kommt so dem Bild nahe, das sie seit dem Mittelalter bot.
Hier vor den Toren Dorstens lag das Siechenhaus mit einer dazugehörigen Kapelle etwa seit dem 13. Jahrhundert: Die Lepra war eine bis weit ins 18. Jahrhundert in Europa verbreitete Krankheit, gegen die es kein Heilmittel gab. Traten Symptome bei Einwohnern oder zugereisten Gästen auf, verfügten Ärzte die Ausweisung in das Leprosengebiet. Die Kranken versuchten ein annähernd normales Leben zu führen. Davon erzählen das Ehe- und Taufregister und die Bewirtschaftung umliegender Felder.
Aus den landwirtschaftlichen Erträgen wie durch Armenfonds, Opferstöcken und Spenden der Pfarrgemeinde wie Nachlässen von Verstorbenen war ein einigermaßen geregeltes Leben möglich. Naturalien wurden in einer festgelegten Entfernung von den Bürgern abgelegt – wahrscheinlich an der heute durch ein Kreuz markierten Stelle an der Ursula-Realschule. Trotz der Versorgung waren die Lebensumstände hart, besonders aber die Ghetto-Situation der Kranken, die natürlich mit keinem Gesunden in Berührung kommen durften, mit Ausnahme der Krankenpfleger und Bestatter.
Die kleine Kapelle enthielt als Schmuck eine barocke Pieta (heute in der Kreuzwegkapelle unserer Kirche) wie auch eine Maria aus Sandstein.
Es ist schön, dass nach der Zerstörung die Erinnerung sowohl an Kapelle wie um das Schicksal der Kranken durch den schlichten Neubau wach gehalten wurde. Sr. Paula schuf ein sehr schönes Fenster zur Schöpfung wie auch zwei Beton-Reliefs der Patrone. In der Kapelle finden regelmäßig Nachbarschaftsgebet und monatliche Werktagsmessen unserer Gemeinde statt:
Jedes Jahr findet die Eröffnung am 1. Mai um 7 Uhr statt.
Von Juni bis Oktober ist dann an jedem 1. Dienstag des Monats um 19 Uhr eine Heilige Messe.
Die Kapelle und ihre Anlage werden seit vielen Jahren von der Familie Klapheck liebevoll gepflegt. Dafür ist ihnen die Gemeinde sehr dankbar.
Die Bilder wurden uns dankenswerter Weise von Herrn Guido Bludau (Luftaufnahmen) und Herrn Michael Klein zur Verfügung gestellt.